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STROM MIT STIL

Kommt hier das Fahrrad, mit dem der Cityverkehr endlich wieder Freude macht?


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Automobilhersteller bringen neuen Wind in die Szene der Elektrofahrräder. Während die meisten etablierten Fahrradmarken dazu neigen, bestehende Konzepte mit einem E-Motor, einem Controller und einem Akku zu erweitern und die Ergebnisse nur allzu oft alles andere als designpreisverdächtig sind, steigen die Automarken mit erfrischenden neuen Ansätzen ein, sowohl was das Styling als auch technische Details betrifft. Die Studie des Opel RAD e wäre ein fesches Beispiel dafür – und das bereits in Produktion gehende Smart ebike, das ab Frühsommer 2012 ausgeliefert wird, hat schon einen Designpreis eingeheimst: Der renommierte „Red Dot Design Award“ wird dieser Tage an die Macher des Smart ebike verliehen. Die „motomobil“-Redaktion hat bereits die ersten Pedelecs aus der Smart-Serienproduktion ausprobiert.

Schon die Optik des Smart ebike stellt klar, dass dieses Elektrofahrrad keinesfalls mit einer herkömmlichen elektrischen Rentnerrakete zu verwechseln ist. Man kann sich blicken lassen, man ist bestens angezogen damit. Wesentlicher Bestandteil des Smart-Konzepts ist es, die hochwertige Technik auch visuell zu transportieren, aber gleichzeitig die Bedienung und die Bewirtschaftung des Transportmittels möglichst simpel und „clean“ zu machen. Unter diesem Aspekt ergibt sich auch die Logik in der Auswahl der ebike-Komponenten: An oberster Stelle der Wunschliste der Smart-Planer stand ein sauberer und wartungsfreier Karbon-Zahnriemen als Antrieb zum Hinterrad.

In der neuesten Generation verursacht dieser Zahnriemen nicht mehr Kraftverlust als eine optimal eingestellte Rollenkette, einer durchschnittlich oder schlecht gepflegten Kette ist er im Wirkungsgrad sogar deutlich überlegen. Ein Zahnriemen funktioniert jedoch nicht in Zusammenarbeit mit einem Mittelmotor (zum Beispiel von Bosch, Panasonic oder Yamaha) und auch nicht mit einer außenliegenden Gangschaltung – und somit war die Wahl des 250-Watt-Hinterradnabenmotors von BionX in der Version mit Dreigang-Nabenschaltung das Gebot der Stunde. Ein homogenes Paket für das Smart Pedelec, wie wir noch sehen werden.

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Feine Sache: Die Seilzüge verlaufen fast über
ihre gesamte Länge innerhalb des Rahmens
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Der BionX-Motor ist völlig lautlos, der neue Pedelecsensor und die Smart-Regelelektronik sind gut darauf abgestimmt

Smart bietet das ebike in einer einzigen Universal-Rahmengröße an. Die Anpassung an die Fahrergröße erfolgt bereits bei der Bestellung beim Smart-Händler durch die Auswahl des Vorbaus mit unterschiedlicher Lenkerhöhe und der Sattelstütze, die es in einer geraden und in einer nach hinten gekröpften Version gibt. Körperstaturen von zierlich bis deutlich über einmeterundneunzig können damit bestens bedient werden. In der Ebene fährt das Bike im ersten Gang ohne Kraftaufwand an und es fällt auf, dass die elektrische Kraftzugabe erst nach einer halben bis eineinhalb Kurbelumdrehungen kommt, was für Pedelecs mittlerweile recht ungewöhnlich ist. Dafür reagiert das Smart dann sehr sensibel und progressiv auf die Trittstärke des Pedalisten. Je nach am BionX-Lenkerdisplay gewählten Unterstützungsgrad gibt der völlig lautlos arbeitende Motor bescheidenen bis hurtigen elektrischen Mehrwert. Besonders die vierte und höchste Stufe ist ein effektives Antitranspirant. Das BionX-Display in seiner zweiten Generation ist wohl die angenehmste und bedienungslogischste Kontrolleinheit bei Elektrofahrrädern.

Die Smart-spezifische Abstimmung der Regelelektronik gestaltet die elektrische Unterstützung weder übermäßig forsch noch faul, sondern insgesamt sehr plausibel und angenehm. Bei 25 Stundenkilometern ist Schluss, höheres Tempo gibt’s entweder durch Bergabfahren oder einen kräftigen Schenkel. Hört man zu treten auf, schaltet der Motor unmittelbar ab, es gibt keinerlei Nachschieben. Nach einer 20-Kilometer-Runde, meistens auf Stufe Drei in recht flachem Stadtgebiet, stehen noch immer alle Teilstriche auf dem Akku-Symbol – die angegebenen „bis zu 100 Kilometer Reichweite“ sind also als durchaus realistisch zu sehen. Der Smart-Akku hat mit 423 Wattstunden ziemlich denselben Energieinhalt wie der größere der beiden Original-BionX-Akkus – er besitzt aber Zellen in teurer LiFePO4-Technologie und hat damit die höhere Energiedichte, im Umkehrschluß weniger Gewicht. Wir haben probehalber die elektrische Hilfe ganz abgeschaltet – in der Ebene fährt sich das Smart nicht mühsamer als ein „normales“ Muskelfahrrad, auf Bergaufstücken spürt man natürlich das Gewicht eines Pedelecs. Mit 26,1 Kilo (samt Akku) ist das Smart ebike weder das leichteste noch das schwerste Elektrofahrrad, sondern schwimmt gut im Strom mit.

Im positiven Sinn unauffällig und damit problemlos arbeitet die Dreigangnabe mit SRAM-Drehgriffschaltung am rechten Lenkerende, eine Kombination, wie wir sie auch aus dem BionX-Edelklassiker Styriette kennen: Schaltvorgänge fast immer lautlos und auch ruckfrei. Die Smart-Entwicklungstechniker erzählen uns dann, dass sie sich durchaus eine größere Spreizung der Gangstufen oder sogar ein Fünf- beziehungsweise Siebenganggetriebe gewunschen hätten, aber derzeit ist eben die BionX-Dreigang-Kombi der einzige Radnabenmotor mit Innenschaltung. Will man als Smart-ebike-Fahrer trotzdem seine Übersetzung individuell an die jeweilige Topographie anpassen, gibt es immerhin die Möglichkeit, verschiedene Zahnkränze und Ritzel zu kombinieren.

Dr. Tilo Schweers, Smart-Entwicklungsleiter für elektrische Spezialfahrzeuge, erklärt uns die Hintergründe für die Abstimmung beim Wegfahren mit dem ebike: „Wir wollten ein möglichst unkompliziertes und komfortables urbanes Fahrzeug. Also keinen Gipfelstürmer, der schon beim geringsten Pedaldruck nach vorne wegspringt. Auch aus Sicherheitsaspekten. Einen kleinen Nachteil beim Anfahren an steilen Bergaufstücken nehmen wir da in Kauf, um ein besonders rundes und homogenes Gesamtfahrerlebnis zu bekommen.“ Elektroschub gibt es erst ab 2,5 Stundenkilometer und die volle Unterstützung kommt dann, wenn auch auf das zweite (meistens das linke) Pedal ein Fuß gesetzt wird. In Zusammenarbeit mit FAG wurde ein völlig neuer Tretlager-Pedelecsensor entwickelt, der kontaktlos die Torsion misst. Dieser Sensor wird auch für andere Fahrradmarken erhältlich sein, die besondere Abstimmung mit der Smart-Regelelektronik gibt es aber nur im ebike.

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Schön integrierter LED-Scheinwerfer mit
Tagfahrlicht von Busch und Müller
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Auch das Bumm-Rücklicht fügt sich
nahtlos ins Smart-Design ein
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Fein dosierbare, kräftige Magura-Bremsen und
SRAM-Dreigang-Drehgriffschaltung
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Abnehmbares BionX-Display, dazu ist noch Platz
für die tolle Smart-Smartphone-Halterung

Betätigt der Fahrer die Vorderradbremse, wird sofort die Energierückgewinnung aktiviert: Durch die einsetzende Bremswirkung des Nabenmotors wird rekuperiert und der gewonnene Strom in den Akku eingespeist. Im Sinn einer besonders feinfühligen Dosierbarkeit, zum Beispiel auf Bergab-Passagen mit kritischem Straßenbelag, gibt es bei Betätigung der Hinterradbremse keine Rekuperation. Dosierbarkeit, Hebeldruckpunkt und Wirkung der Magura-MT4-Bremsanlage mit 180-Millimeter-Bremsscheiben im Wave-Design sind so gut wie perfekt. Sie passen hervorragend zum stabilen Smart-Fahrwerk, dessen Geometrie eine sehr alltagstaugliche Kombination aus gutem Geradeauslauf und Handlichkeit ermöglicht. Draufsetzen, Wegfahren und Wohlfühlen wäre eine strapazierte Beschreibung – sie passt für das Smart ebike aber haargenau. Die 26-zölligen Ecocontact-Plus-Reifen von Continental besitzen recht wenig Eigendämpfung, was auf Kopfsteinpflaster und auch über Straßenbahnschienen merkbar ist, dafür sollen sie sehr pannensicher konstruiert sein.

Völlig mühelos und ohne jede Fingerverrenkung kann der Lithium-Akku abgenommen und wieder eingesetzt werden, seine Integration ist nicht nur optisch bestens gelungen. Weil das ebike auch mit 12 Volt Spannung aufgeladen werden kann, benötigt man kein spezielles Ladegerät, sondern lediglich ein handelsübliches Netzteil als Trafo. Ganz klar, dass das Fahrrad auch direkt an einem elektrischen Smart fortwo Automobil wieder „betankt“ werden kann.

Die speziell für das Smart ebike designte Lichtanlage kommt vom Marktführer Busch und Müller und fügt sich flüssig in die Linienführung ein. Das LED-Tagfahrlicht wird bei jeder Inbetriebnahme des Smart aktiviert, kann aber manuell ausgeschaltet werden. Das Lampengehäuse trägt das abnehmbare BionX-Display und es beherbergt auch einen USB-Anschluss, über den ein Smartphone geladen werden kann. Dafür wurde eine solide, universelle Smartphone-Halterung entwickelt, in die zum Beispiel ein iPhone sowohl mit oder ohne Case blitzschnell eingeklinkt werden kann und die sicherlich zum Besten gehört, was es in diesem Bereich gibt. Die zugehörige Software-Applikation wird demnächst erhältlich sein und soll mit etlichen spannenden Funktionen aufwarten: Sie kann direkt mit der Innenwelt des Pedelecs kommunizieren und daher wird es neben Telefonie-, Navigations-, Routenaufzeichnungs- und Bikefinder-Funktionen auch Trainingsprogramme geben. Weil Fahrraddaten wie Trittfrequenz oder Trittstärke empfangen werden können, sind allerhand Auswertungen bis hin zum Kalorienverbrauch möglich. Neben der Smartphone-App gibt es auch clevere Gepäcklösungen sowie stylishe Bekleidung im Zubehörprogramm.

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Das Smart ebike kann sich seinen Saft natürlich
auch vom neuen fortwo electric drive holen
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„motomobil“ in Berlin: trotz Spannung
eine sehr entspannte Testrunde