Ich suche Smart ebike Fahrer zwecks Erfahrungsaustausch - Meldet Euch unter Kontakt

Sie sind hier: Start » Test's » Testbericht 4

Test smart ebike

[​IMG]

> Selten
ist man mit so viel Vorurteilen beladen auf ein Pedelec zugegangen. Das smart ebike wurde mit großem medialen Aufwand angekündigt und man hatte anfänglich den Eindruck, dass hier wieder einmal ein Lifestyle Produkt als Aushängeschild für das gute Gewissen eines Automobilkonzerns präsentiert wird, welches ebenso wie andere Gimmicks dieser Art nach Verhallen des üblichen Presserummels bereits im Prototypenstadium beerdigt wird.


> Doch
erstaunlicherweise hat es das smart ebike tatsächlich in die Läden, genauer gesagt, in die Autohäuser geschafft, wo man es tatsächlich besichtigen, probefahren und bestellen kann. Auch Lieferung ist in Sicht, was man angesichts einiger Verzögerungen bislang bezweifeln konnte. Das ist jetzt anders : Seit einer Woche ist die Produktion in Sangerhausen angelaufen und in weiteren acht soll die Auslieferung der vorbestellten Räder beginnen.


> Aber wie fährt es tatsächlich, dieses möglicherweise zielgruppenfern gestylte Zeitgeistprodukt mit BionX Motor, der durch ein paar Serienfehler ins Gerede gekommen ist, lediglich mit einer Dreigangnabe ausgerüstet, von PS Fans finanziert und vermutlich ahnungslosen Automobilbetrieben betreut ? Jubelberichte der Presse überzeugten genauso wenig, wie mit Worthülsen gespickte Interviews mit Machern, die Pedelecs allenfalls als unfahrbare Prototypenstaffage von Messeständen her kennen... Einzig der gute Name des Entwicklers Grace deutete darauf hin, dass hier möglicherweise mehr als heiße Luft geboten wird.


> So
wurde die Gelegenheit zum potentiellen Verriss wahrgenommen und ein smart ebike aus der Vorserie gegen Vorlage des Personalausweises ein paar Stunden zum Testen ausgeliehen. Erstaunlich unkompliziert, wie auch die Verkaufsberaterin eines südniedersächsischen Autohaus nichtsahnend lächelnd ein paar Tipps mit auf den Weg gab und das mitgebrachte Pedelec mit BOSCH Antrieb, mangels Fahrradständer außen, in den heiligen Hallen parken lies..


Technik

[​IMG]

> Die ursprüngliche Befürchtung, dass ein smart ebike nur mit iPhone und Facebook Zwangskopplung fahren würde, bestätigte sich nicht. Nach dem Aufsetzen des Displays, schaltet man links oben den Antrieb ein und wählt rechts eine der Fahrstufen. Klarer Druckpunkt. Geboten werden neben der Uhrzeit im Wechsel schaltbar mit Tachofunktionen auf einem Display, welches sich auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesen lies. Etwas verwirrend, die Kombination des Lichtschalters mit dem Einschaltknopf. Sehr erfreulich, dass man sich beim smart ebike nicht bücken muss, oder noch einmal absteigen, weil man vergessen hat den Akku einzuschalten: Aufstecken, einschalten, losfahren.

[​IMG]

> Eine Besonderheit ist derCarbon Zahnriemen aus dem Hause Gates ( 118 T, 80g), der hier statt Kette über Gates CDC 50T Riemenscheibe die am BionX angebrachte CDC 22T Riemenscheibe antreibt. Schmiermittel- und wartungsfrei und beim Testrad auch nach 200km augenscheinlich wie neu. Mit breiter Auflage in Asphalt Optik : Colanieske ERGON PC 2 Pedale

[​IMG]

> smart electric drive: Der 48V BionX Antrieb (EU/CH Ver. 250W, UK 200W, US/CDN 350W,35Nm) kommt mit 4 Antriebs- und 4 Generatorstufen (Rekuperation) und mit integrierter 3 Gang Nabenschaltung SRAM I-Motion. Groß, kompakt und leicht zugänglich: Es wirkt nicht so, als ob das Hinterrad kompliziert auszubauen wäre. Bedauerlicherweise war ein Ausbau zur Probe nicht gestattet. Der Magura MT4 Bremssattel ist erstaunlich gut integriert, der 180mm Rotor fällt nicht auf und die Hydraulikleitung wird ebenso versteckt geführt wie die Kabel zu Batterie und Steuerung : Saubere Ausführung.

[​IMG]

> Der Lenker des smart ebike , den es auch in einer hochaufbauenden Version geben soll, lässt sich verdrehen und ersetzt auf diese Weise einen verstellbaren Vorbau. Der optisch integrierte LED Scheinwerfer (B&M, Tagfahrlichtfunktion) verbirgt, auf der Unterseite gesteckt, den Anschluss für den Rekuperationsschalter (rot ) der im rechten MT Bremshebel sitzt, den USB Anschluss (gelb)für die Smartphone Versorgung, sowie den Anschluss für die Verbindung zwischen Steuereinheit (Display) und Controller .

[​IMG]

> Gabel mit vorderer Bremse: Ebenfalls Magura MT4 mit 180er Rotor , sauber eingepasst, ebenso wie der vorgeschriebene Reflektor. Aber die vordere Hydraulikleitung ist gute 15cm zu lang und könnte näher an der Gabel geführt werden. Ein Vorserienmanko ? Gut gelöste Kabelführung im Unterrohr. Schutzblech mit Dreipunktbefestigung, erstaunlicherweise geräuschfrei. Bereifung Continental EcoContact Plus (26“ x 1,75“) Felge und Speichen Smart Design (ohne Label)

[​IMG]

> Magura MT4 Bremsgriff, ERGON GP1 Griff und SRAM iMotion Schaltgriff, dessen Anmutung im Kontrast zum sorgfältig verarbeiteten Sattel steht. Dessen Höheneinstellung über die breite Klemmschelle bestimmt durch das nach hinten geneigte Sattelrohr auch den Abstand zum Lenker. Gerade noch zu sehen ist die ins Schutzblech integrierte B&M LED Rückleuchte, ebenso wie der vordere Scheinwerfer batteriegespeist.

[​IMG]

> Die 423Wh Batterie des smart ebike , laut smart idealtypisch gut für 100km Reichweite, lässt sich sowohl am Rad laden (rot), als auch abnehmen. Hierzu wird der 3300g schwere Energiespeicher auf der rechten Seite aufgeschlossen (grün) und nach links entnommen. Die mehrpolige filigrane Steckverbindung sollte man im Freien aber nicht offen stehen lassen. Das nicht abgebildete, kompakte Ladegerät benötigt (lt. Smart) 5h zur Volladung einer vollständig entleerten Batterie an und 3h für 20-80%. Die Lebensdauer wird mit 500 Zyklen bei beachtlichen 80% Restkapazität angegeben.

[​IMG]

> Das smart ebike ist kürzer und mit 26,1kg deutlich leichter als sein automobiler Namensgeber. Es bietet dennoch eine Zuladung von satten 114kg, was es auch für kräftige FahrerInnen geeignet erscheinen lässt. Auffällig starke Neigung der Gabel.

> Versicherung:
Neben der automobiltypischen Finanzierung bietet smart über die Zurich Insurance eine in Deutschland bislang einmalige Versicherung für das smart ebike an: Für 169€ Jahresprämie wird bei Diebstahl, Einbruch oder Raub sowie bei Unfallschäden und Beschädigung durch Dritte entschädigt, während des ersten Jahres mit dem Neupreis, im zweiten und dritten mit 20% Abzug, im vierten und fünften mit jeweilig 10%, stets mit einer Selbstbeteiligung von 150€. Zudem sind auch Akkuschäden selbst durch Ungeschicklichkeit versichert, freilich mit Entschädigung auf Basis einer unbekannten Zeitwertkurve.

Fazit

[​IMG]

> Wenn man sich das erste Mal auf ein smart ebike setzt und die Erwartung hegt, bereits nach ein paar Kilometern eine Mogelpackung zu entlarven, die wegen Unfahrbarkeit vornehmlich in den Schaufenstern der Autohäuser und in den Kellern betuchter Designfans verstauben wird, hat man sich gründlich getäuscht.

> Aus
ein paar Kilometern wurden vierzig und die haben richtig Spaß gemacht. Angefangen mit der Geräuschkulisse. Da klappert, knirscht oder vibriert nichts. Der Motor wirkt gerade nach dem Umstieg von einem Pedelec mit Mittelmotor Antrieb unfassbar leise, was dessen Stuttgarter Entwicklern die Tränen in die Augen treiben müsste. Auch der Einsatz des Antriebs ist nahezu unspürbar, ebenso wie dessen Abregelung, welche bei geschätzten 24km/h beginnt. Wenn man beim es beim Abschalten nicht aufgrund mangelnder Beinkraft bemerken würde, vergisst man 26kg und ebike während der Fahrt vollständig. Und hat man vorher gedacht, dass die letzte Evolutionsstufe von Opas Torpedoschaltung (mit bekanntem Klickern) im hügeligen Gelände nimmer ausreicht, fragt man sich hier nach kurzer Zeit, was das Gehampel mit XT & Co in der City überhaupt zu suchen hat. Mehr wäre weniger. Was freilich nicht für den Gepäckträger gilt: Als Zubehör erhältlich, kapituliert er indes vorm Restdesign.

> Die verbauten Magura MT4 (nicht nur deren Griffe, wie bei einem S-Pedelec eines bekannten Cloppenburger Herstellers) lassen sich gut dosieren und verzögern vorbildlich, freilich anfänglich unerwartet kräftig, was im Test zu einem unerwarteten Ausfallschritt führte. Hätte man doch auf die Verkaufsberaterin gehört. Erstaunlich ebenso, dass das ungefederte Rad, von dessen optisch massiver Anmut Marter für Sitzfleisch, Knochen und Handgelenke erwartetet wurde, auch ohne die Hilfe von großen Äpfeln erstaunlich bequem zu bewegen war: Federgabel und - Sattelstütze wurden nicht vermisst, da hat Grace erfolgreich gewirkt. Vorsorglich, bei allem (unerwartet fälligem) Lob:. Natürlich ist das smart ebike kein Rad für Höhenmeter Fresser, anspruchsvolle Single Trailer oder Reiseradler...aber für die City und Touren ins nicht zu Grüne, scheint es geradezu perfekt.

> Um
das zu glauben, sollte man es aber selber Probefahren, auch wenn man iPhone, Facebook und sonstigen Medienrummel nicht mag oder gar die gequälten Gesichter des Mallorca Werbevideos vorauseilend Sorgen bereiten.

> Man hat sich im Vorfeld selten so geirrt. Wenn nicht nur das Rad selbst, sondern auch der dazugehörige Service und die Schadensabwicklung auch mittel- und langfristig den hohen Erwartungen der Zielgruppe entspricht, ist hier in Verbindung mit dem Versicherungspaket ein ernstzunehmender Marktbegleiter entstanden. Geradezu bedrohlich.

> Anmerkung : Die vorstehende Ausarbeitung erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern beschreibt einen amateurhaften Ansatz, sich dem beschriebenen Sachverhalt zu nähern. Bilder und Textpassagen, welche die private Meinung des Autors reflektieren, sind ausschließlich für das Pedelec Forum erstellt und dürfen ohne ausdrückliche Genehmigung nicht für kommerzielle Zwecke oder gar Auktionsplattformen verwendet werden .